Maison-Atelier Ozenfant, Paris
BdW V Das Atelier & Künstlerhaus
bearbeitet von: Lukas Gröner, Felix Müller
1922 gibt Ozenfant sein Haus in Auftrag an Le Corbusier. Nach zahlreichen Verzögerungen kann er das Haus erst im Oktober 1924 beziehen, welches an der Avenue Reille 53 im südlichen Teil des 14e Arrondissements liegt. Das Quartier wurde 1865 erschlossen im Rahmen der dritten Stadterweiterung Paris, dabei wurde das Ecke Square Montsouris, an dem das Haus steht, erst in den Anfang der 1920er gebaut im Gegensatz zu den restlichen Häuser, die bereits in den 1870er Jahren entstanden.
Bei dem Eisenbetonskeletthaus zieht sich im Erdgeschoss ein fünfteiliges Fenster von der westliche Hausseite an der Avenue Reille bis hin zur Ecke. An der östlichen Fassade erfolgt die straßen- und gartenseitige Erschließung der Bedienstenwohnung sowie das Garagentor, dem ein Vorplatz mit Drahgittercarées als Umrahmung vorgelagert ist. Der Doppeleingang wird an durch den dickeren hervorstehenden Betonpfosten betont, der in einem schmalen Vorsprung endet, der als 35 cm vorstehendes flaches Gesims – ein dekoratives Element - oberhalb der Tür ausgeführt ist. Ins Hochparterre führt eine Wendeltreppe mit dem Haupteingang, welcher an der östlichen Ecke zum Nachbarhaus liegt. Von hier beginnt das typische Le Corbusier Bandfenster mitfolgenden dahinterliegenden Wohnräume: Küche (3 Einheiten des Bandfensters), über das Ecke das Schlafzimmer mit 5+5 Einheiten und zuletzt Bad (4 Einheiten). Über dem Eingang liegt ein schmales hohes (4x4 Element) Fenster, bei dem über zwei hervorstehende Kanteisen große Bilder ins Atelier befördert werden können. Darunter steht ein kleines Gesims hervor mit einer Glühbirne als Eingangsleuchte. Im Obergeschoss befindet sich das prägende Merkmal, das Eckfenster mit den darüberliegenden Sheds. Das Untergeschoss gehört für Le Corbusier immer dem Verkehr, weshalb hier eine Garage liegt und daneben eine kleine Bediensteten Wohnung mit einem Zimmer, kleiner Küche und Bad. Über ein innere Metallwendeltreppe kommt man an der Garderobe am Haupteingang heraus. Von diesem Parloir aus führt der Weg über einen Zwischenraum ins Schlafzimmer und Bad sowie direkt in die Galerie. Über eine weitere Drehung der Wendeltreppe kommt man in den Atelierraum mit den beiden Annexräumen, das Fotolabor und Bibliothek. Dieser wird als Esszimmer und Ausstellungszimmer benutzt. Mit einer lichten Raumhöhe von 4,80 m ist ausreichend Platz, um im hinteren Bereich eine Zwischenebene (Soupente) einzubauen, in dem sich darunter liegend die Dunkelkammer befindet. Im vorderen westlichen Eck befindet sich eine Bibliothek, die wie eine Kapsel an die Decke geklebt ist. Beides kann über eine Metallleiter erschlossen werden. 1946 plante der Besitzer eine Aufstockung plante, worauf Le Corbusier ihn explizit warnte, da das Gebäude aus der Epoche der économie la plus élémentaire, la plus draconienne stamme. Das Sheddach fiel der Aufstockung mit Dachgarten zum Opfer sowie die Versetzung des Eingangs. Die Umrahmung der Fenster erfolgt er später. Insgesamt wurde das Gebäude circa 6-mal geändert, so dass der heutige Besitzer, eine Apothekerfamilie, nur noch wenig vom ursprünglichen Haus erlebt.