Hôtel Martel, Paris
BdW V Das Atelier & Künstlerhaus
bearbeitet von: Alice Fleury, Lilli Selcho
Mallet-Stevens entwarf 1926 eine neue Straße im 16. Arrondissement von Paris. Am Anfang stand Daniel Dreyfus, Eigentümer eines Grundstücks hinter seinem eigenen Wohnhaus in der Rue de l‘ Assomption 71, das für eine Parzellierung in Frage kam. Mallet-Stevens, der bereits für Herr Dreyfus gearbeitet hatte, wurde für den Entwurf dieser Straße ausgewählt. Das Grundstück hat eine Fläche von von 3827 qm. Die Parzellierung wurde am 12. September 1925 von der Präfektur genehmigt. Von diesem Zeitpunkt an erfolgte der Kauf von Grundstücken und die Einreichung von Baugenehmigungen bis in das Jahr 1926. Die ersten Häuser, das für Frau Reifenberg, das für Herrn und Frau Allatini und das für Herrn Dreyfus wurden gemeinsam errichtet, kurz darauf folgten die Häuser der Familien Martel und Mallet-Stevens. Im Mai 1926, als die Bauarbeiten begannen, schrieb der Architekt über sein Projekt: „Die Straße, die ich glüücklicherweise bauen darf, befindet sich in Auteuil und endet in der Rue du Docteur-Blanche. Es sind dort keine Geschäfte erlaubt. Sie ist ausschließlich dem Wohnen vorbehalten. Man muss dort eine echte Ruhe finden, weit weg von Bewegung und Lärm, und ihr Aussehen selbst muss aufgrund ihrer allgemeinen Struktur Ruhe ohne Traurigkeit ausstrahlen. Eine Straße kann heiter, ja sogar fröhlich sein, aber dennoch „erholsam“.
Die mit Sandsteinfächern gepflasterte Straße wird von Gehwegen gesäumt, die durch breite Rasenstreifen erweitert werden, die eine non aedificandi Zone bilden. Diese Zonen werden nicht durch Zäune begrenzt, da das Grün direkt vom Gehweg zu den Häusern reicht. Das allgemeine Erscheinungsbild ist also das von Häusern inmitten von Gärten. Diese Hotels unterscheiden sich stark voneinander, sind aber in einem gemeinsamen Geist entworfen, um eine Einheit zu schaffen. Auch wenn die Programme nicht ähnlich sind, sind die Bedürfnisse der einzelnen Bewohner dieselben: Luft und Licht. Daher sind alle Fenster groß, sehr groß, und die Temperatur wird durch die Zentralheizung reguliert. Die Konstruktionen sind aus Stahlbeton, was große Spannweiten ohne Zwischenstützpunkte ermöglicht. Alle diese Häuser sind terrassenförmig überdacht. Das Haus der „Erholung“ muss eine blühende Ecke haben, einen Platz unter freiem Himmel. Und all diese Terrassen auf verschiedenen Etagen, die stufenförmig über eine ganze Straße angeordnet sind, werden ein grünes Ganzes ergeben, das mit den ruhigen Linien der Architektur harmoniert“. Das Atelier der Gebrüder Martel mit der Nummer 10 hebt sich durch sein Programm, ein Atelier für die zwei Bildhauer und drei eigenständigen Wohnungen, von den anderen Gebäuden der Straße ab.