Leitz Kaskade

Wolkenmarmor - Wohnen auf dem LEITZ-Areal,
Stuttgart Feuerbach

bearbeitet von: Tzu-Hsien Chuang; Vicka Jakubsche

Der Grundstein des Leitz-Areals in Stuttgart Feuerbach wurde mit dem ersten Fabrikationsgebäude 1898 gelegt. Von dort an wurde das Areal nach den Bedürfnissen der Firma Leitz bis in die 90er Jahre stetig erweitert.

2015 wurde die Produktion aufgrund des internationalen Wettbewerbs verlegt und das Areal stillgelegt. Dieses Gelände und vor allem das alte Produktionsgebäude liegt aktuell brach und soll zu einem Wohnareal umgenutzt und gebaut werden.

Der Grundgedanke der Planung war die „Fabrik auf der Etage“. Sechs Produktionsebenen wurden durch leistungsstarke Erschließungstürme erschlossen und versorgt. Durch die Auslagerung der Türme entstand ein freier und flexibler Grundriss für die Produktion. 1967 wurde der Paul-Bonatz Preis der Stadt Stuttgart für das Gebäude verliehen.

Auffallend ist zudem die blaue Fensterfassade, die das Erscheinungsbild prägt. Diese ist in vier der fünf Unterteilungen opak und in einer Unterteilung transparent gestaltet. Die zweite farbliche Komponente bildet ein markantes rot, in welchem die Aufzugstüren und der Handlauf in den Erschließungstürmen gekennzeichnet ist. 

Bei der Ortsbegehung erschien uns die Bestandsfassade und die Erschließungstürme besonders prägnant und vor allem auch die Tiefe der einzelnen Etagen.

Die Erschließungstürme sind sehr effizient, erschienen uns jedoch sehr dunkel und eng und bieten keine Aufenthaltsqualität. Aus der Bestandsanalyse und unseren gewonnen Erkenntnissen und Überlegungen haben wir uns gefragt was eine Erschließung als solche können muss und welche Potenziale eine Treppe mit sich bringt.

Aus dieser Frage hinaus haben wir eine klare Entscheidung getroffen. Wir setzen eine neue Treppe die mehr kann, als nur zu erschließen. Eine Treppe, die die Geschwindigkeit nimmt, Raum für Begegnung, Raum für Aufenthalt schafft und somit eine Treppe die sich zeigt.

Sie vernetzt die Geschosse miteinander und macht die Etagenfabrik erlebbar.
Unser Entwurf greift zum einen in den Bestand ein und wahrt trotz allem das merkliche Erscheinungsbild, die preisgekrönte Fassade mit den prägnant vorangestellten, massiven Erschließungstürmen. In der Mitte treppt sich nun eine grüne Kaskade hinab in das innere des Gebäudes und haucht dem Bestand Leben ein. Die Kaskade wird spielerisch geformt durch herabterrassierende Treppen, die von Grün überwuchert werden. Das Grün wächst vom 6.Obergeschoss aus und aus den Brüstungen der Treppen über die Glasbausteine hinab.

Wir sehen die Kaskade als ein neues Bauteil, welches merklich durch seine Materialität und den Abstand zum Bestand eingesetzt wird. Die Kaskade ist verbunden mit bis zu dreigeschossigen hohen Räumen, die aus Glasbausteinen geformt werden und somit lichtdurchflutet werden und das Licht in das lange und tiefe Gebäude wirft. Die Treppe und die Plattform wird verschalt durch verzinkte Metallplatten.

Die Treppe ist zum Außenraum geöffnet. Es kann hineinregnen und das Wasser sich im Erdgeschoss befindlichen Becken sammeln. Um die Treppe wird ein Laubengang erschlossen und gewährt zum einen den Zugang zu den Wohnungen und zum anderen verbindet dieser den Außenraum mit dem Innenraum.

Die dahinter befindlichen Wohnungen setzen sich von der Fassade ab und berühren diese nicht. Jede Wohnung ist mit einer Loggia verbunden, die den erhaltenswerten Bestand und die Historie der Firma Leitz erlebbar macht. 

Im Erdgeschoss befinden sich öffentliche Nutzungen. Die Erschließung erfolgt über den Vorplatz, der begrünt ist. Über die ehemaligen Verladestationen führt eine Treppe und eine Rampe.

Das Erdgeschoss kann in drei Bereiche gegliedert werden. Es gibt drei Eingänge, die zu unterschiedlichen Bereichen im Erdgeschoss führen. In der Mitte durch den Haupteingang, betritt man das Foyer und gelangt dann direkt zum Steg und der Treppenkaskade mit dem Regenwasserauffangbecken. Der rechte Eingang führt zum Makerspace mit Fotoraum, in dem gearbeitet werden kann.

Ein Atelier befindet sich unter unserem ersten hohen Raum, und im vorderen Bereich befindet sich das Lager. Die linke Seite ist dem kulturellen Bereich vorbehalten.

Die Überdachung wird als Flohmarkt umgenutzt. Im ersten Obergeschoss erfolgt die zweite Erschließung über den südöstlichen Bereich, der zum Wohngebiet ausgerichtet ist. Eine kleine und einzige Veränderung an der Fassade ist der neue Eingang. Links führt der Weg zum Kindergarten. Rechts befindet sich der CoWorking Space mit schneller Anbindung zum Makerspace durch den Erschließungsturm. Die Werkstraße ist durchgehend und besser angebunden. Im Längsschnitt ist die Treppenkaskade sichtbar, während im Querschnitt unsere beiden Hauptwohnungstypen dargestellt sind.

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