Leitz Wolkenmarmor

Wolkenmarmor - Wohnen auf dem LEITZ-Areal,
Stuttgart Feuerbach

bearbeitet von: Philipp Habich, Peer Pfeiffer

Der Baukörper von Georg Heinrichs und Hans C. Müller ist Teil des Gewerbegebietes Feuerbach-Ost. Er ist Schnittstelle zwischen der angrenzenden Wohnbebauung im Osten und Industrie im Westen. Durch den Maßstabssprung zur Nachbarschaft, sowie den Versatz von Werkstraße zu Anlieferungshof sperrt der Baukörper die Durchwegung des Areals. Durch die ausgelagerten Erschließungstürme und die gestapelten Pruduktionsetagen findet kein Austausch zwischen den Geschossen statt. Ziel ist es, die Durchwegung durch das Areal zu ermöglichen und den Baukörper zum Bindeglied der angrenzenden Nutzungen zu machen. Der durch die versiegelten Flächen der Industrie mangelnde Grünraum wird durch die Umnutzung und Begrünung des Anlieferungshofes kompensiert. Dadurch wird Feuerbach Ost, sowie der öffentliche Raum städtebaulich aufgewertet. 

Werkstrasse und Anlieferungshof werden in E0 und E1 verbunden. Diese Geschosse dienen der Öffentlichkeit und werden mit Produktion, sowie handwerklichen Nutzungen bespielt. In E0 findet die Produktionslinie einer Kafferösterei Platz. Diese ist erlebbar und stellt die ursprüngliche Nutzung als Produktionsort nach. Gleichzeitig können die Produkte im zugehörigen Cafe beworben und vertieben werden. In E1 befinden sich Ateliers für Bewohnende, sowei eine Schreinerei und eine Werkstatt für Bewohnende.

Die vertikale Durchwegung der Geschosse in Form einer „promenade architecturale“ ergänzt die ausgelagerte Fluchterschließung und vernetzt die Geschosse miteinander. Es entsteht ein Stadtbaustein nach dem Leitbild der produktiven Stadt.

Um die gestapelten Produktionsetagen zu Qualitätvollem Wohnraum umzuwidmen, benötigt es eine ausreichende Belichtung, sowie eine qualitätvolle Erschliessung, die die Geschosse miteinander vernetzt. Die Wohneinheiten werden in den über die Fassade direkt belichteten Bereichen zoniert. Jeweils zwei Ebenen werden zusammengefasst, wobei die oberen Wohnungen als Zweispänger erschlossen werden.

Es entsteht ein Mittelgang über eine zweigeschossige Halle. Diese dient der Gemeinschaft und ist erweiterte Küche, Wohn- und Esszimmer. Dieser wird durch "Brücken" überbaut und so gegliedert. Es entseht ein Spiel aus gedrängteren und weiten Räumen.

Um die Vernetzung der Geschosse zu schaffen, wird das mittlere Drittel um ein Geschoss versetzt. An diesen Schnittstellen wird die Fluchterschließung um eine weitere, qualitätvolle Erschließung ergänzt und vernetzt so die Geschosse miteinander. Diese Vernetzung findet an der blinden Stelle des Gebäudes statt, sprich dort, wo die Funktionstürme kein Treppenhaus aufweisen.

Die Einschnitte in die Bestandsstruktur beschränken sich auf die Decken in der Clustermitte, sowie der für die vertikale Erschließung und den Versatz der Hallen zueinander notwendigen Bereiche. Dabei werden die statischen Regeln der Bestandsstruktur eingehalten. Durch einen verhältnismäßig geringen Eingriff in die Bestandsstruktur entsteht so eine hohe räumliche Qualität Komplexität.

Der Ausbau erfolgt nach dem Prinzip "Haus im Haus". Die unisolierte Bestandsfassade bleibt erhalten und es wird eine Pufferzone eingerichtet, die als Wintergarten-Schicht genutzt wird. Die Thermische Hülle ist nach Innen gesetzt und umfasst die Wohnmodule, sowie die sich dazwischen aufspannenden Gemeinschaftsflächen.

Durch das Zusammenfassen von je zwei Geschossen über eine gemeinsames Erschließungsgeschoss entsteht eine Mittelhalle. Diese wird im Rhytmus von "Brücken" überbaut und gegliedert. Es entsteht ein Spiel aus weiten und engeren Bereichen, die dem ge- meinschaftlichen Kochen, Essen und Wohnen dienen und sich angeeignet werden können. Die Wohn-Module beschränken sich in Fläche und Ausbau auf ein privates Mindestmaß und werden durch die gemeinschaftlichen Flächen ergänzt. Es handelt sich somit um eine Form des Cluster-Wohnens.

Durch die Dreiteilung nach Bauabschnitten, sowie den Versatz um ein Vollgeschoss um mittleren Drittel wird die Halle in drei Nachbarshaften gegliedert. Die jeweiligen Wohnungen siedeln sich clusterartig um einen Hof an. In diesem Bereich wird die Halle zweigeschössig.

Die Wohnungen selbst weisen eine große Transparenz auf und belichten so die Clustermitte über zwei Geschosse. Es entsteht ein erweitertes Wohnzimmer mit gedämpfter Lichtstimmung.

Die Nebenfunktionen der Wohnflächen sind in dienenden Wandschichten untergebracht und ermöglichen so einen freien, lichtdurchlässigen Wohngrundriss. Dieser staffelt sich vom halböffentlichen Hof bis hin zum privaten Schlafzimmer mit Aussenraum ab. Die Küche ist hierbei das kommunikative Element, welches der Gemeinschaft zugewandt ist.

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