Colonia marina “Costanzo Ciano“, Cervia-Milano Marittima
BdW XIII Colonie Estive
bearbeitet von: Casiana Balas, Tim Feinauer
Die Colonia Varese (ehemalige Colonia Marina Constanzo Ciano) ist ein Sinnbild der faschistischen Ideologie Italiens im 20. Jahrhundert. Sie verbildlicht die Grundsätze und die ethischen und ästhetischen Ideale der damaligen Zeit. Die Colonia Varese wurde 1937/38 nach einem Entwurf des Architekten Mario Loreti durch die Genossenschaft „Muratori e Cementisti von Ravenna“ erbaut. Das Gebäude befindet sich auf einem großen Grundstück von ca. 60.000 qm, unweit vom historischen Zentrum von Cervia und konnte damals bis zu 800 Kinder beherbergen. Es liegt in unmittelbarer Nähe zum Strand. „Die Colonia Varese wurde in einem Gebiet zwischen Pinienwald und Strand errichtet und löst das Thema des rationalistischen, poetischen Selbstobjekts”, behauptete Mario Loreti und achtete besonders auf die streng symmetrische Struktur, die sich in einer großen formalen Faszination der Betrachter*innen zeigt.
Seit den fünfziger Jahren steht die Colonia verlassen am Strand, bis in den Sechzigern mit dem Wiederaufbau begonnen wurde, der sich in der Theorie an dem ursprünglichen Entwurf orientieren sollte, jedoch nie fertig gestellt wurde. Heute steht das Gebäude als Bauruine an prominentem Standort da. Die markanten Bilder der neuen Rampenanlagen wurden medial stark publiziert und werden irrtümlicherweise als bauliche Relikte des Faschismus verstanden. Große Teile des Gebäudes sind in den vergangenen Jahren bereits eingestürzt, während andere von der Vegetation eingenommen wurden. Sowohl auf architektonischer als auch auf struktureller Ebene spiegelt die Colonia Varese in Milano Marittima die damals gesellschaftlichen Ideale wider und erinnert heute an die Rationalität der gebauten Ideologie.