Routenpunkt
Unbequeme Denkmäler - Colonia Piaggio,
Santo Stefano d‘Aveto
bearbeitet von: Johanna Jassniger, Julia Meisenberg
Wie geht man mit einem „unbequemen Denkmal“ um und wie lassen sich den faschistoiden Einflüssen der Vergangenheit in eine positive Zukunft überführen?
Unser Entwurf beschäftigte sich mit dem Umbau einer denkmalgeschützten, ehemaligen italienischen Kinderkolonie. Diese wurde 1938 unter dem Regime Mussolinis vom italienischen Konzern Piaggio in Zusammenarbeit mit dem Architekten Luigi Carlo Daneri errichtet.
Die Kolonie befindet sich in Santo Stefano d’Aveto, etwa 2 Stunden von der Küstenstadt Genua entfernt, inmitten des ligurischen Apennins. Die abgeschiedene, bergige Lage bot Potenzial, das wir nutzen wollten. Daher entschieden wir uns, den Bau von Daneri in ein Hostel für Wanderer, Radfahrer und Kletterer umzuwandeln – eine einfache, kostengünstige Unterkunft für Sportgruppen und Outdoor-Begeisterte.
Ein besonderer Fokus lag auf einer minimal-invasiven Umgestaltung des Komplexes. Unser Ziel war es, die Architektur und Nutzung zeitgemäß zu überführen und ein flexibles Raum-im-Raum-Konzept zu entwickeln. Die Detaillösung in den Schlafsälen, eine Kombination aus Betten und Schiebetüren, ermöglicht anpassungsfähige Nutzung unter Erhalt der Privatsphäre.
Wir haben die Kolonie behutsam weiterentwickelt und ihr eine neue, positive Bedeutung gegeben. Dabei blieb der ursprüngliche Gedanke des naturnahen Erlebens und des Aufenthalts im Freien weiterhin im Mittelpunkt.
In Santo Stefano angekommen, führt eine malerische Passstraße hinauf zu der Colonie, die sich wie ein geheimer Rückzugsort inmitten der Natur verbirgt. Umgeben von dichtem Baumbestand, scheint die Colonie förmlich in der Landschaft zu schweben, als ob sie sich harmonisch in die sanften Hügel und das üppige Grün der Umgebung einfügt.
Der Weg zum Haupteingang unseres Hostels ist durch eine bestehende Rampe gelenkt, die elegant zum ersten Obergeschoss des Gebäudes führt. Dieser Eingang öffnet den Besuchern nicht nur die Tür zu einem komfortablen Aufenthalt, sondern auch zu einem Ort der sportlichen Betätigung.
Um den Bewohnern des italienischen Bergdorfs einen echten Mehrwert zu bieten, haben wir uns entschlossen, einige durchdachte Angebote zu integrieren, die sowohl den untergebrachten Gästen als auch den Dorfbewohnern zugutekommen. So befindet sich im Nebenhaus eine gut ausgestattete Fahrradwerkstatt, die es ermöglicht, die umliegende Natur auf zwei Rädern zu erkunden, während im Erdgeschoss des Gebäudes ein modernes Fitnessstudio und eine Physiotherapie-Praxis Platz finden – perfekt, um Körper und Geist zu stärken und zu regenerieren.